Am 8. Oktober veranstalten die INTER.SECT-Partner zusammen mit dem Center for Uncertainty Studies (CeUS) am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) in Bielefeld ein Symposium zu den vielschichtigen Unsicherheiten (Uncertainties) im Migrationskontext.

Migration ist ein dynamischer Prozess, der durch das Zusammenspiel sozialer, politischer, wirtschaftlicher und persönlicher Faktoren geprägt ist. Häufig verläuft dieser Prozess auf komplexe, nicht-lineare Weise und ist durch vielfältige Uncertainties gekennzeichnet, welche aus unterschiedlichen Quellen stammen. Trotz ihrer zentralen Bedeutung für die Migrationserfahrung und die politischen Reaktionen, die sie hervorruft, wurden diese vielschichtigen Uncertainties bislang nicht in umfassender und systematischer Weise adressiert.

Angestoßen durch geopolitische Spannungen und grundlegende Veränderungen in der Migrationspolitik auf nationaler wie internationaler Ebene, wächst das Interesse daran, wie Uncertainties Migration prägen – und umgekehrt. Aufbauend auf konzeptionellen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen aus dem laufenden ERC-geförderten Projekt INTER.SECT wird bei diesem eintägigen Symposium Uncertainty als analytische Linse genutzt, um gegenwärtige und zukünftige Migrationsdynamiken sowie die darauf bezogenen Reaktionen zu untersuchen und besser zu verstehen. Die Veranstaltung bietet einen Raum, in dem Wissenschaft, Politik und Praxis sich auf drei miteinander verknüpften Ebenen mit Uncertainties auseinandersetzen können:

  1. Subjektive Perspektiven entlang von Migrationsverläufen: Menschen auf der Flucht oder in sonstigen Migrationsprozessen sind mit einer Vielzahl an Unsicherheiten konfrontiert, die sich aus unvollständigem Wissen über ortsbezogene Bedingungen und der Unvorhersehbarkeit der Zukunft ergeben. Die Auseinandersetzung mit migrantischen Perspektiven und deren Handlungsspielräumen zur Gestaltung ihrer Zukunft zeigt auf, welche Formen Unsicherheit in diesem Kontext annimmt, wie Migrant:innen damit umgehen und welche Auswirkungen dies – z.B. auf Gesundheit und Wohlbefinden – hat.

  2. Migrationsregime und globale Governance: Politische Reaktionen auf Migration tendieren zunehmend zu massiven Restriktionen. Im Bestreben, Uncertainties (ob real oder konstruiert) für staatliche Akteure kontrollierbar zu machen, zielen Migrationsregime verstärkt darauf ab, Migration einzudämmen, statt sie progressiv zu steuern. Dies äußert sich in einer Abkehr hin zu Politiken wie der Einrichtung exterritorialer Hotspots, Einreiseverboten, Abschreckungsmaßnahmen oder der Einstellung von Umsiedlungsprogrammen durch den Rückzug aus multilateralen oder überstaatlichen Institutionen und Normen, die eine geordnete und menschengerechte Migration fördern und dabei nationale Souveränität mit Menschenrechten in Einklang bringen.

  3. Wissensproduktion: Forschende im Bereich Migration sehen sich mit unterschiedlichen Uncertainties konfrontiert, etwa durch unvorhersehbare und rasche politische Veränderungen, die Studienprotokolle, Planungen und Programme beeinflussen. In Kombination mit inhärenten Populationsdynamiken, fragilen Datensystemen und fehlenden Bevölkerungsgrundlagen ergeben sich zahlreiche Unsicherheiten in der empirischen Migrationsforschung. Diese werden durch dynamische und zunehmend feindliche politische Kontexte ebenso verstärkt wie durch rigide Förderstrukturen in der Wissenschaft. Praktische Beispiele aus der Durchführung empirischer Studien zeigen diese und weitere Herausforderungen auf – und bieten zugleich Ansätze für einen produktiven Umgang mit Uncertainties.

Durch die Zusammenführung theoretischer Konzepte, empirischer Erkenntnisse über gelebte Migrationserfahrungen sowie persönlicher Einsichten aus Forschung, Politik und Praxis bietet dieses Symposium eine Plattform für Austausch, Diskussion und Vernetzung – mit dem Ziel, ein besseres Verständnis für die Formen und Wirkungsweisen von Uncertainty im Kontext von Migration zu gewinnen, einem hochaktuellen Thema.

Das Veranstaltungsprogramm ist über den untenstehenden Downloadlink verfügbar.

Registrierung und Fragen: intersect.study[at]uni-bielefeld.de.